Pyrenäen Sommer 2010

Pyrenäen Sommer 2010

So.

Um neun Uhr morgens fahre ich los. Mein Weg führt mich durchs Laufental Richtung Delsberg und von dort auf den Col des Rangiers. Es ist kalt. Zumindest zu kalt für die Jahreszeit. Gerade mal 10 Grad und das kurz vor Sommeranfang. Dazu kommt kurz vor der Passhöhe noch Regen hinzu. Da kann ein Kaffee nicht schaden. Und wie meist hier oben gönne ich mir auch noch einen Mandelgipfel. Schon bald fahre ich weiter, hinunter nach Pruntrutt, fülle noch meinen Tank und schon geht's über die Grenze nach Frankreich. Ich folge den Windungen des Doubs nach Westen. Das Ziel ist noch nicht bekannt. Über Besançon komme ich schliesslich in die Bourgogne. Weinberge säumen die Strasse. Regen, Wind und Sonne wechseln sich nun ab, wobei der Wind der hartnäckigste ist der Drei. Und noch immer ist es kühl. Ein Kaffee von Zeit zu Zeit hilft. Schliesslich lande ich auf der Route des Grands Crus, die ihren Namen aber sicher nicht von einem Motorradfahrer erhalten hat. In Beaune ist tanken angesagt. Danach geht's weiter nach Antic und kurz danach in die Berge bzw. Hügel. Eine kurvenreiche Strasse führt mich nach St. Léger sous Beuvray wo ich im einzigen Hotel mit dem einzigen Stern ein Zimmer nehme. Ich lasse den Tag bei abendlichen 6 Grad ausklingen.

Mo.

Die Sonne scheint. Doch kühl ist es noch immer. Nach dem Frühstück geht's weiter Richtung Westen durch eine herrliche Hügellandschaft. In Decize
Decize
an der Loire mache ich Pause bevor ich weiter fahre über Vichy und Moulin in die Berge westlich von Clérmont Férand. Unter anderem mache ich Halt in Billy (nicht von IKEA) und bestaune die Burg
Schlossruine in Billy
Obwohl immer mal wieder die Sonne durch die Wolken bricht, will es einfach nicht richtig warm werden. Geschätzte 15 Grad sind das höchste der Gefühle. Zeit also, weiter südlich zu fahren. Auf einer gut ausgebauten Strasse geht es also zügig Richtung Süd-Südwest. In ständigem Auf und Ab in weiten Kurven durch die Auvergne nach Mauriac, Aurillac, Maurs. In Maurs nimmt meine "Schneller-als-die-Polizei-erlaubt-Fahrt" ein Ende. Das mittelalterliche Städtchen verlangt nach einer Besichtigung.
Maurs
Ich beschliesse hier zu übernachten. Und es ist hier deutlich weniger kühl als auf den Höhen der Auvergne.
Maurs

Di.

Gut geschlafen, schlecht geträumt. Ich stehe früh auf, um nicht in den Traum zurück zu kehren. Nach dem Frühstück wird getankt und der Reifendruck geprüft. Dann geht's auf in das Tal des Lot.
im Tal des Lot
Habe dieses vor drei Jahren schon genossen. Und wieder ist es ein Genuss. Von Cajarc folge ich dem Fluss durch ein spektakuläres Tal. Tief eingeschnitten in die Ebene östlich von Cahors. Ein Traum, aber einer, in den man gerne zurückkehrt.
Tal des Lot
Schönste Aussichten, kurvige Strassen, wenig Verkehr.
Wasserspühlumng Was will man mehr. Wirklich zu empfehlen, nicht nur für Motorradfahrer. Von Cahors aus halte ich mich Richtung Augen. Deutlich weniger Verkehr als auf dem kürzeren Weg Richtung Süden. In hohem Tempo fahre ich durch eine karge Landschaft, in der aber noch immer viel Landwirtschaft zu finden ist.
Toteninsel?
Sobald es weiter Richtung Süden geht, wird alles etwas grüner. Ab Augen folge ich der weniger befahrenen Strasse Richtung Condom.
Ortstafel Condom
Obwohl die Sonne scheint, ist es noch immer eher kühl. Aber zumindest geht es ohne Heizgriffe; nicht ohne Griffe, nur ohne Heizung! Irgendwo auf dem Weg Richtung Pau verliere ich mich in der Pampa. Das hab ich nun davon, dass ich die verkehrsreichen Strassen meiden will. Die Leere meines Tanks und ein dazu passendes Hinweisschild führen mich zurück auf den "richtigen" Weg. Je näher ich Pau komme, desto mühsamer wird das Fahren. Erst auf der anderen Seite der Stadt ergibt sich wieder eine Gelegenheit, dem Verkehr zu entkommen. Die Pyrenäen haben mich wieder! Vorerst nur die nördlichen Ausläufer. Aber nach Arette ändert das. Der Col de la Pierre St. Martin verhindert, dass ich nördlich des Hauptkammes bleibe. Wie schon beim letzten Mal hat es wenig Verkehr. Dafür aber einiges an Rollsplitt. Dieser "Bremser" wird weiter oben dann vom nächsten abgelöst: Nebel. Auf der spanische Seite nach unten wird es schnell besser. Dafür kommt nun starker Wind auf. Nur bremst der nicht so sehr. In flotter Fahrt geht es runter bis zur ersten Ortschaft Isaba, wo ich im gleichen
hotel in Isaba
Hotel wie vor drei Jahren Unterkunft finde. Ein wunderschönes Dorf, das ich nach einer Dusche etwas genauer erkunde.
Garten in Isaba
Isaba, Kirche bei Nacht
Danach geniesse ich, dass Spanien Raucher nicht vollständig aus Gaststätten verbannt. Mit dem Abendessen muss ich allerdings bis 20:30 Uhr warten Happy Hours sind angesagt.

Mi.

Ich verlasse Isaba Richtung Lazar-Pass. Kurz nach der nicht sehr hohen Passhöhe nehme ich den Col d' Erroymendi unter die Räder. Was für ein Vergnügen. Beste Strassenverhältnisse und kein Verkehr. Dazu prächtige Landschaft und tolle Aussicht.
Erroymendi-Pass
Man wähnt sich beinah in den Alpen. Auf der französischen Seite ist dann Schluss mit guter Strasse, d.h. viele Flicke und somit recht holperig. Von Larrau hinauf auf den Col Babargni ist es dann wieder besser. Hier ist eine Pause Fällig.

Dann runter und wieder rauf und über einige kleine Cols. Damit bin schon ziemlich weit westlich gekommen, sodass ich in Mendive scharf rechts abbiege und über den Col Aphanize Richtung Tardets fahre. Via Aramits und anschliessend den Col Marie Blanque komme ich ins Vallé d' Osseau. Von hier geht es hoch zum Col d' Aubisque. Leider mit viel Rollsplitt.
Col d' Aubisque
Zudem ist die Traverse zum Col du Soulor gesperrt, d.h. ich verpasse die letzte Passage um ein paar Minuten. Also zurück und den Soulor von Norden her anfahren. Das gelingt zwar, muss aber wiederum mit viel Splitt erkauft werden.
traverse
Auf dem Soulor tröstet mich ein Kaffee über den unfreiwilligen Umweg hinweg. Wie dort oben von einem Zürcher erfahre, soll auch der Tourmalet gesperrt sein. Zumindest offiziell. Ich versuche mein Glück und werde nicht ganz enttäuscht. Man lässt mich zwar durch, doch die Fahrt muss vorsichtig von Statten gehen. Frisch aufgeteerter Belag mit einer fast sandigen, noch losen "Bestreuung". Irgendwie und irgendwann komme ich oben an.
am Tourmalet
Eine Erfrischung ist angesagt, bevor ich auf der anderen, nicht so schlimmen Seite hinunter fahre nach St. Marie du Campan. Richtung Osten ist meine Karte am Ende. Wie auch ich. Die nächste Karte kommt morgen dran.
Taxi

Do.

Schlecht geschlafen. Holländische "Gümmeler" dachten wohl, sie seien die einzigen im Hotel. Dafür fängt der Tag gut an. Sonne pur. Schon bald nach dem Frühstück bin ich unterwegs zum Col d' Aspin. Zum Glück nur wenig Splitt Die Fahrt macht richtig Spass. Oben zeigt sich, dass der Herdentrieb keine Spezialität der Rindviecher ist.
Herdentrieb
Ich entziehe mich der Herde und fahre gleich runter um gleich wieder rauf zu fahren. Diesmal aber auf den Col de Peyresourde. Dort ist eine Pause angesagt, während der ich eine amerikanisch Velo-Gruppe beobachte wie sie sich lautstark für die Talfahrt rüstet. Schon bald rüste ich mich auch, allerdings für die Fahrt in die andere Richtung, sodass ich die Amis nicht mehr erleben "darf". Im Tal stelle ich fest, dass mein Benzin nicht mehr allzu weit reichen wird. Meine Nachfrage bei einer Passantin ergibt, dass es bis zur ersten Tanke in Spanien reichen sollte und damit günstiger werden wird. Also fahre ich guten Mutes über den Col del Portillon nach Spanien. Und tatsächlich grüsst schon bald ein Tankstellenschild. Dort gibt es sogar eine einigermassen brauchbare Karte zu kaufen für meine Weiterfahrt im Norden Spaniens.
Den Tunnel Richtung Port de Suert lasse ich rechts liegen und fahre über den Port de la Bonaugua. Eine ziemlich extreme Passstrasse. Grösstenteils gut ausgebaut, sehr kurvenreich und die Passhöhe auf deutlich über 2000m. Es geht auch deutlich zügiger hinunter als vor Jahren hinauf, als die Strasse renoviert wurde. Und Dank dem erwähnten Tunnel kein Schwerverkehr. Südlich von Sort beobachte ich während einer Zigarettenpause einige Riverrafter bei ihrem Vergnügen.
Riverrafting
In la Pobla biege ich dann ab Richtung Port de Suert. Wiederum eine herrliche Fahrt. Die Felsen sind nun eher rot. Die Temperaturen auch. Immer weiter westlich treibt es mich. Mein Weg führt mich teilweise auf schnurgerade, teilweise auf kurvigen Strassen in stetem Auf und Ab über Hochebenen und durch Schluchten.
Schlucht
Das Ganze immer parallel zum Pyrenäen-Hauptkamm, dessen noch immer schneebedeckten Gipfel immer wieder zu sehen sind. Kurz vor Biescic, in Gavin, beende ich die Fahrt für heute. Dieser hübsche, kleine Ort scheint mir geeigneter zum Übernachten, als irgend einer an der Nord-Süd-Verbindung bei Biesca.
Gavin
Ein Rundgang durch den Ort dauert etwa 10 Minuten, aber immerhin hat es drei Bars. Ich muss die Zeit, bis es etwas zu essen gibt, ja irgendwie überbrücken. Und der Stierkampf am TV dauert nicht so lange, wenn auch zu lange.

Fr.

Frühstück gibt's erst um neun Uhr. Also wird vorher alles gepackt und verladen. So kann's nach dem Frühstück gleich los gehen. Erst mal auf der Nationalstrasse gen Süden. Als es auf dieser unerwarteterweise steil nach oben geht, vermute ich, dass ich die Abzweigung ins Guargatal verpasst habe. Zum Trost werde ich mit einem wunderbaren Panoramablick verwöhnt. Ich habe beinah das Gefühl die ganzen Pyrenäen von Atlantik bis Mittelmeer sehen zu können.
Panorama
Ein Bauarbeiter bestätigt meine Vermutung betr. Abzweigung als ich ihm auf meiner Karte zeige, wo ich lang will. Er rät mir von dieser Strecke ab wegen "kaum Verkehr und viele Kurven". Freudig nehme ich diese Mühsal auf mich, fahre einige Kilometer zurück und biege schliesslich in das unempfohlene Tal ein. Was für eine Pracht. Eine wild-romantische Landschaft, beinah menschenleer, nur hie und da etwas Landwirtschaft. Leicht aber stetig geht es bergauf bis zur Perte del Scrabbio. Auf der anderen Seite geht's dann steiler bergab
Scrabbio
Richtung Ainsen. Von dort fahre ich statt auf der Hauptstrasse auf einer Nebenstrasse westlich davon nach Süden. Die Gegend ist prachtvoll. Die Strasse meist gut.
Hügeldorf
Unterwegs verlasse ich die vorgesehene Strecke einem Hinweisschild auf ein Restaurant folgend. Der 4-km-Abstecher zeigt sich als lohnenswert. Wenn es nicht erst Zeit zum Mittagessen wäre, hätte ich gleich auch Zimmer belegt. So aber fahre ich bald auf meine ursprünglich vorgesehene Strecke zurück und bestaune schon bald die Schluchten, die der Fluss in diese Landschaft geschnitten hat.
Schlucht
Da bleibt einem nicht nur wegen der Hitze die Spucke weg. Viel zu früh gelange ich auf die Hauptstrasse, auf der ich nach Barbastro fahre und weiter über Benabarre immer schön nach Osten bis Tremp. In Benabarre mache ich mir den Spass, durch die engsten Gassen bis zur alles überragenden Kirche hoch zu fahren.
Benabarre
Und mich bei einer Cola zu erfrischen und auszuruhen. Von Tremp aus ändert die Richtung auf Nord. Zügig geht es auf der Schnellstrasse nach Sort, wo die Richtung erneut auf Ost ändert. Eine sehr rasant zu fahrende Bergstrecke führt mich fast bis La Seu. Für eine eigentlich eher abgelegenen Strecke abseits der grossen, bekannten Pässe hat es hier ungewöhnlich viele Motorradfahrer unterwegs. Kurz vor La Seu biege ich ab Richtung Süd. Einer geht noch, einer geht noch rein . . . Ab Coll de Negro wartet der Boixols-Pass auf mich. Eine absolute Traumstrecke, die ich bei meiner letzten Tour in diese Gegend kennen gelernt habe. Meine Erinnerung daran wird vollauf bestätigt. Kurven über Kurven, wie die Warnung verspricht.
Tafel
Ein ständiges Hin und Her, Links und Rechts, fast nichts gerade. Und das bei quasi Null Verkehr. Ein krönender Abschluss dieser "Vor-Pyrenäen"-Tour. Auf der Passhöhe treffe ich noch zwei Berner an. Sie studieren nach kurzem Gruss lieber ihren Reiseführer, während ich die Aussicht geniesse.
Boixols
Nur noch ein kleines Problem: Unterkunft. Die Gegend ist nicht gerade übersät mit Hotels. In Corquend finde ich ein Gästehaus. Von Aussen unscheinbar, von Innen sehr gemütlich und modern ausgestattet. Warum der Herr des Hauses das Cheminé in Betrieb nimmt bei dem extrem warmen Wetter, zeigt sich erst beim Nachtessen. Das Fleisch wird am offenen Feuer zubereitet und schmeckt hervorragend. Während ich dies aufschreibe, fällt mein linker Brillenbügel aufs Papier. Hoffentlich hält der rechte noch bis Basel.

Sa.

Da ich auf der "falschen" Seite des Boixols übernachtet habe, "muss" ich ihn noch einmal befahren. Kein schlechter Start in den Tag also.
Boixols Dorf
Und nach diesen 35km Kurveneldorado geht es nicht schlechter weiter. Nun geht es durch ein enges Tal hinauf zum Coll de Jou und von dort durch nicht enden wollende Kurven nach Berga. Nun zur Abwechslung und "Erholung" auf der Nationalstrasse nach Norden bis es bei Guardido Zeit ist, wieder kurvenreicheres Terrain zu befahren. Über den Col de Meralla gelange ich so bis kurz vor Ripoll. Von hier führt eine wenig befahrene Nationalstrasse in ständigem Links-Rechts nach Puigard an der Grenze zu Frankreich. Die Fahrt hier hoch wird etwas getrübt durch mehrere gewittrige Regengüsse und teilweise sogar Hagel. Dies verlangt natürlich nach einem Halt. Nur hat es weit und breit nichts, um dem Gewitter bzw. den Regengüssen auszuweichen. Also komme ich erst in Puigarda zu einem wohlverdienten Kaffee. Danach hiess es "adios Espana". Auf der Route National Richtung Perpignan kommt es erneut zu starkem Regen. Der Verkehr ist entsprechend langsam und die Busse und Camper verbessern die Situation auch nicht gerade. Bei Prades, nach heil überstandener Geschwindikeitskontrolle (Danke an den unbekannten Warner), mache ich dieser eher unerfreulichen Verkehrslage ein Ende, indem ich auf eine Nebenstrasse abbiege. Diese führt mich auf den Col de Roule Jarniere. Eine eher schmale Angelegenheit aber eine helle Freude. Kein Verkehr, kein Regen, schöne Landschaft. So gelange ich schliesslich nach St. Martin, wo eines der wenigen Hotels in dieser abgelegenen Gegend zu finden ist. Es wird meine letzte Nacht in den Pyrenäen. Zumindest für diese Reise.

So.

Auf dem Weg hinaus aus den Bergen mache ich noch einen Abstecher nach Ansignan. Der römische Aquädukt dort ist zwar nicht besonders hoch oder sonstwie spektakulär, aber er ist noch immer in Betrieb!
aquaedukt
Aquaedukt
Danach geht es auf vorwiegend kurvigen Nebenstrassen unter anderem durch die Gorge de Galamus
Gorges Galamus
nach Norden bis Narbonne. Erstaunlich wie dieses stille Wässerchen Bach
nur wenige hundert Meter weiter diese enorme Schlucht formen konnte. Von Narbonne weg ist Schluss mit lustig. Auf mehr oder weniger schnurrgeraden Strassen, auf denen man sich schon fast auf den nächsten Verkehrskreisel freut, fahre ich den Alpen entgegen. Zum Glück hat es am Sonntag keine Lastwagen und keinen Berufsverkehr. So schaffe ich es relativ zügig über Avignon hinaus und finde ein Zimmer in Mazan. Dieses liegt quasi am Fusse des Mont Ventou, der mich am Montag wieder haben soll.
Zentrum Mazan
Der Sonntag hat aber auch seine Schattenseiten. Es dauert und dauert, bis ich schliesslich das einzige offene Bistro in Mazan finde für mein Feierabendbier. Heute ganz besonders verdient, denn es war den ganzen Tag heiss, sehr heiss. In bzw. vor dem Bistro ist einiges los. Nicht lange und ich sitze in einer Runde geselliger Leute. Und Runden machen die Runde. Bis das Bistro schliesst. Also weiter bei einem der Paare zuhause. Um 5 Uhr bin ich schliesslich im Hotel zurück. Eine verrückte aber lustige Nacht.

Mo.

Die Nacht hat ihre Spuren hinterlassen. Ich fühle mich nicht besonders gut. Ich verzichte besser auf den Mont Ventou und halte mich auf harmloseren Strassen Richtung Osten. Die Gorges de la Nesque lasse ich allerdings nicht aus.
gorgesdelanesque
Ich mache öfters Pause; inklusive einem richtigen Mittagessen in Digne-les-Bains. Danach weiter Richtung Osten, wo die grossen Pässe warten. Die müssen sich allerdings etwas gedulden, denn ein Gewitter verlangsamt meine Fahrt. Durch die fantastische Gorges de Daluis
gorgesdaluis in der Daluis Schlucht
komme ich zum Aufstieg Richtung Col de la Cayole. Habe diesen schon zweimal von Noredn nach Süden befahren. Diesmal soll es in die Gegenrichtung gehen. Allerdings erst morgen. An der Passstrasse steige ich im Hotel, das den Namen des Passes trägt, ab. Herrlich ist es hier am rauschenden Bach. Und während ich dies hier auf der Terasse in mein Notizbuch kritzle, kommt das nächste Gewitter. Mir kann es egal sein.

Di.

Gut und lange geschlafen. Bereit für einen neuen Tag, der übrigens mit strahlendem Sonnenschein beginnt. Das nächtliche Gewitter hat zudem einiges an Abkühlung gebracht, was allerdings eher angenehm ist. Schon bald breche ich auf, um den gestern begonnenen Col de la Cayole noch ganz unter die Räder zu nehmen.
cayole
Wie immer ist es wunderschön hier oben. Sogar Murmeltiere kreuzen meinen Weg. Nebst Gümmelern in ihren viel zu farbigen Outfits beschert mich auch die Natur mit ihrer Farbenpracht. Viel zu schnell bin ich in Barcelonette, d.h. auf der anderen Seite des Passes. Dort wartet der Col de Vars darauf, mich zu meinem obligaten Kaffee auf der Passhöhe zu empfangen. Nach einer rasanten Abfahrt wartet auch schon der nächste Pass. In flotter Fahrt geht es hoch auf den Col d' Izoard, wo ein Verpflegungshalt fällig ist. Zudem herrscht ein emsiges Treiben vor dem "Gipfelmonument", an dem ich mich ergötze.
Izoard
Alles will mit Velo oder Motorrad davor fotografiert werden.
Izoard
Irgendwann ist es dann Zeit, meine Fahrt fortzusetzen. Als nächstes ist der Galibier fällig, der mich letztes Mal vor allem mit Regen beschenkt hat. Dies scheint zur Tradition zu werden. Wieder beginnt es zu regnen, als ich vom Lautaret Richtung Galibier abbiege. Hinzu kommt, dass der oberste Teil gesperrt ist, sodass ich zum ersten Mal durch den Scheiteltunnel fahre.
Galibier
Auf der Fahrt hinunter zum Col de la Telegraphe wechselt das Wetter von Bremspunkt zu Bremspunkt. Mal Regen, mal "nur" nasse Strasse, mal trockene Fahrbahn, mal sogar Sonnenschein. Auf dem Telegraph dann mehr Sonne als Wolken. Und Zeit für einen Kaffee in meinem "Stammlokal", bzw. davor. Ich unterhalte mich ein wenig mit einem Schotten, der in der Gegenrichtung unterwegs ist. Von ihm erfahre ich, dass der Col de la Madeleine zeitweise gesperrt ist (die TdF lässt grüssen). Damit brauche ich nicht zu überlegen, wie es weiter gehen soll. Der Col d' Iseran wird es sein. Hier beginnen die Wetterkapriolen von Neuem. Trotzdem macht die lange Fahrt bis auf über 2700m Spass.
Iseran
Oben bläst jedoch ein starker Wind, der das Verweilen nicht gerade fördert. Also aufgesessen und runter via Val d' Isere nach Séez, wo ich die Fahrt für heute beende. Nicht ganz zufälligerweise, denn hier beginnt der Aufstieg zu meinem ersten Ziel für morgen.

Mi.

Soll ich noch tanken oder wird es reichen bis in die Treibstoff-billigere Schweiz? Es sollte reichen. Also auf zur letzten Etappe. Sogleich geht es aufwärts, begleitet von einer freundlichen Morgensonne. Wenig Verkehr und eine sehr reizvolle, alpine Gegend mit schönsten Aussichten auf Schnee bedeckte Berge. Obwohl er Kleiner St. Bernhard heisst, ist er doch ein Grosser. Und bringt mich nach Aosta, Italien, wo sein grosser Bruder ansteht. Nur das mit meinem Tank bzw. dessen zunehmende Leere macht mir etwas Sorgen. Es wird wohl reichen über den Pass und in die Schweiz.
GR. St. Bernhard
Auf dem Pass angekommen entledige ich mich meines Euro-Kleingeldes mittels Kaffeegenuss und schon hast mich die Heimat wieder. Die Tankanzeige hat in der Zwischenzeit zu blinken begonnen, aber unerwarteterweise hat es kurz nach der Passhöhe etliche Tankstellen. Muss wohl ein Ausflugsziel für Italiener sein! Mir ist es recht und so fahre ich beruhigt weiter. ins schöne Unterwallis. Da der Tag noch immer jung ist, beschliesse ich, nicht auf direktem Weg nach Basel zu fahren. Ich fahre durch die Rebenhänge Richtung Col de la Croix. Kurz vor der Passhöhe zieht es mich noch auf die Alp Taveyanne, wo ich eine währschafte Rösti Maison zu mir nehme. Danach geht es über die Passhöhe
coldelacroix
weiter zum Col de Pillon und via Gstaad Richtung Thunersee. Kurz vor der Autobahn noch eine Pause mit Erfrischung und schon bald ist Basel ein erstes Mal auf einem Hinweisschild zu lesen. Die eigentlich langweilige Autobahnfahrt wird bei zwischenzeitlich zähem Verkehr durch zwei harmlose Auffahrunfälle aufgelockert. Ich komme sicher durch und nach schliesslich 4364km stelle ich mein Motorrad auf seinen Platz in der Tiefgarage.

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